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Route Stadtzentrum

Ein Marktplatz erzählt Geschichte (1)

 

Stadtkern, Handelsplatz, sozialer Treffpunkt, Ausgrabungsort und Sehenswürdigkeit. Der Marktplatz der Hansestadt Anklam hat seit der Stadtgründung viele Facetten der Geschichte erlebt. Aber erst seit dem Jahr 2004 spiegelt sich die Vergangenheit der Hansestadt Anklam auf dem neu gestalteten Marktplatz buchstäblich wieder. Die so genannten Jahrhundertbänder, eine bislang in Deutschland einmalige Marktplatzgestaltung, führen Sie Schritt für Schritt durch die Historie.

Nikolaikirche (2) Nikolaikirchstraße

 

1280 zu Ehren des Heiligen Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer, Fischer und Handelsleute in hochgotischer Architektur errichtet, wurde die Nikolaikirche Wahrzeichen der Stadt Anklam und Symbol der Freiheit und des Wohlstandes der hanseatischen Bürger. Der Kirchturm - einst Lotsenzeichen grüßten die Seeleute schon weit auf dem Oderhaff. Um 1320 bis 1340 begann der Bau von Turmmassiv, Pfeiler, Einwölbungen und Ausmalung. 1336 stiftete der Anklamer Bürger Thedericus Nordow den Altar. Um 1400 wurde der Turm vollendet. Die Fertigstellung der Kirche erfolgte vermutlich um 1498 nach dem Einbau des Chorgestühls. 1501 folgte der Einbau der ersten Innungsstühle. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden in den Kapellen der Nikolaikirche die üblichen Grablegen vermögender Bürgerfamilien. 1850 folgte die Errichtung eines Orgelchores nach einer Zeichnung des königlichen Bauführers Märtens und der Einbau der Orgel von Kaltschmidt/Stettin, die 1851 durch den Bischof D. Ritschl geweiht wurde. Nachdem 1868 die eingeschossigen Kapellen entfernt wurden, entstanden 1873 bauliche Veränderungen durch Bauinspektor Butterkirch an der Orgelempore. Die Kirche erhielt Fensterrippen, Gesimsteile und neues Gestühl. 1907 - 1909 erhielt die Kirche im Rahmen größerer Umbauarbeiten farbige, bleiverglaste Chorfenster, eine neue Orgel, Wandanstriche, neues Gestühl und diverse Einbauten. Am 23. April 1909 fand die Einweihung der renovierten Kirche statt. 1945 wurde die Kirche durch die Bombardierung Anklams in den letzten Kriegstagen bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Um den drohenden Verfall zu verhindern, gründete sich 1994 der Förderkreis Nikolaikirche zum Erhalt der Kirche. Ab 1995 erhielt die Nikolaikirche eine Notüberdachung mit dem Ziel einer schrittweisen Nutzbarmachung. 1997 folgte im Innenraum die Pflasterung des Kirchenbodens. 1999 wurde die Kirche für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Nachdem 2000 die Mauerkronensicherung abgeschlossen wurde, beging die Nikolaikirche ihr 720-jähriges Baujubiläum. Seit 2003 ist das Kirchenschiff vollständig nutzbar. Durch zahlreiche private Spenden konnte 2004 das Nikolausfenster an der Südseite der Kirche wieder eingebaut werden. Die Sanierung des Turmes ist größtenteils abgeschlossen, so dass Turmführungen demnächst möglich sind. Der in seiner Art im norddeutschen Raum einmalige vorspringende Chorabschluss des Seitenschiffs, wertvolle Freskenmalereien aus dem Mittelalter, verschiedene Grabplatten sowie der Taufstein sind Besonderheiten der Kirche.

Wohnhaus der Familie Lilienthal (3)

In diesem Haus verlebte der Ingenieur, Flugpionier und Erfinder des Menschenfluges Otto Lilienthal von 1852-1864 seine Kindheit. Zusammen mit seinem Bruder Gustav unternahm er im Hof des Gebäudes seine ersten Flugversuche. Das Haus befand sich von 1852-1872 im Besitz der Familie Lilienthal.

Peene-Tor-Brücke (4)

 

Eine neuzeitliche Sehenswürdigkeit in der Hansestadt Anklam ist die Peene-Tor-Brücke. Seit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert war Anklam mit dem Gebiet nördlich der Peene durch eine Holzbrücke verbunden. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Brücke eine reine Holzkonstruktion, die sich für die Schifffahrt öffnen lassen mußte. Bis 1924 wurde die Peene durch eine einspurige Holzbrücke mit zwei Klappen überspannt. Nachdem man 1899 unmittelbar neben dieser Brücke eine Eisenbahnbrücke aus einer Holz–/ Stahlkonstruktion baute, ersetzte man 1926 beide Brücken durch eine für die damalige Zeit moderne Brücke in Stahlkonstruktion. Die Konstruktion wurde wegen ihres technischem Verschleißes in den 70-Jahren durch die „alte Peenebrücke“ als ein für maximal 7 Jahre konzipiertes provisorisches Bauwerk ersetzt. Dieses Provisorium wurde „längste Brücke der Welt“ genannt, weil die Krümmung des Brückenkörpers so stark war, dass man am Fuß der Brücke das andere Ende nicht sehen konnte. Letztendlich hielt das Provisorium ganze 21 Jahre.Am 13.10.1994 wurde an gleicher Stelle die Peene-Tor-Brücke in Betrieb genommen. Die Holzbrückenkonstruktion mit ihren zwei Pylonen verbindet den südlichen und nördlichen Teil Anklams über den Peenefluss miteinander und ist nur für Fußgänger und Radfahrer zu überqueren. Sie wird auch liebevoll die „kleine GoldenGate“ genannt.

Wesselsche Mühle (5)

 

Die Mühle wurde als erste Holländerwindmühle in Anklam von Müller Christian Papke für 1650 Reichstaler im Jahr 1728 erbaut. Sie ist lange Zeit das bedeutendste Gebäude auf dem Peendamm. 1872 gelangt die Mühle in Besitz der Wesselschen Familie. In der Schwedenzeit diente sie bis 1806 auch als Sitz für das Peendammsche Niedergericht. Von 1815 bis 1874 hat der Ortsvorstand der Gemeinde "Anklam Damm" hier seinen Sitz. Die Mühle war noch bis um 1920 in Betrieb. Diese Holländermühle bildet mit dem hausartigen Unterbau eine Sonderform des Galerieholländers - der sogenannte Hausholländer. Die Mühle entstand 1728 im damals geteilten Anklam. Während die Stadt zu Preußen gehörte, war der Peendamm damals schwedisches Gebiet. Bis 1922 mit Wind arbeitend, wurde die Technik dann durch Motorkraft angetrieben. 1958 musste Galerie und auch die Kappe entfernt werden. Heute befindet sich in der Mühle der Sitz des Fördervereins Wesselsche Mühle, der sich für den Erhalt und die Restaurierung einsetzt und verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert. Besichtigungen sind nach Terminvereinbarung möglich.

Heilig-Geist-Stift (6)

Schon 1272 wurde ein Haus zum Heiligen Geist in der Burgstraße erwähnt. Es diente zur Aufnahme von Armen und Kranken und war mit eigenem Land ausgestattet. Mönche errichteten hier 1338 das Heilig Geist Hospital. 1376 und 1659 fiel das Gebäude großen Stadtbränden zum Opfer, wurde aber stets wieder aufgebaut. Ab 1781 wurde es zum Armenhaus. Später hatten Pröbner hier Wohnrecht auf Lebenszeit. Von 1958 bis 1993 wurde das Gebäude als Pflegeheim genutzt. Heute befindet sich hier ein Teil der Stadtverwaltung.

Garnisionskirche (7)

 

Die Garnisonskirche steht an der Stelle der Heilig Geist-Kirche, die 1772 erstmalig erwähnt wurde. 1376 und 1659, nach der Wiedererrichtung im gotischen Stil, brannte die Kirche nieder. Für eine preußische Garnison wurde 1738-1741 dann die Garnisonskirche errichtet. Französische Soldaten richteten dort 1806 ihre Feldbäckerei in der Kirche ein. 1854 wurde die Kirche dann zu Wohnzwecken für betagte Bürger umgebaut. Das im 2. Weltkrieg stark beschädigte Gebäude wurde 1954 wieder hergestellt. Heute beherbergt das Gebäude die Volkssolidarität.

Altes Gymnasium (8)

 

Der Bürgermeister Carl Friedrich Kirstein beförderte 1847 die Neugründung des Anklamer Gymnasiums und den Bau eines Schulhauses. 1850-1852 erfolgte der Bau nach den Plänen des königlichen Hofbaurat Gottgetreu im neogotischen Stil. In kurzer Zeit wurde das Gymnasium zu einer der bedeutendsten Schulen in Vorpommern. Hier unterrichtete bis 1871 der Sonnenfleckenforscher Gustav Spörer. Der Ingenieur und Flugpionier Otto Lilienthal war hier von 1856-1864 Schüler.

Gotisches Giebelhaus (9)

 

Das gotische Giebelhaus befindet sich an der Ecke Frauenstraße/Mägdestraße am Pferdemarkt. Erstmals zur Zeit der Hanse im Jahre 1406 erwähnt, zählt es zu den wohl beeindruckendsten Gebäuden und ist das älteste erhalten gebliebene Bürgerhaus und Gebäude der Stadt. Um möglichst viele Häuser nebeneinander platzieren zu können, wurde in der damaligen Zeit mit der Giebelseite zur Straße oder zum Marktplatz gebaut. Hier entschied man sich, den Giebel in Richtung Mägdestraße/Pferdemarkt auszurichten. Die Verzierung des Straßengiebels dieses Backsteinbaus mit gotischen Stilelementen, wie sie beim Kirchenbau zu finden ist, zeugt vom früheren Reichtum der Stadt und seiner Bürger. Der stattliche Staffelgiebel des beschriebenen Hauses ist erhalten geblieben. Hinter dem Giebel befand sich ursprünglich ein Speicherraum. Der Enkel von Benjamin Scheele, Carl Wilhelm Scheele (1742 bis 1786), gelangte als Chemiker unter anderem durch die Entdeckung von Sauerstoff, Wasserstoff, Chlor, Mangan zu Anerkennung. Im Jahre 1997 wurde die Sanierung des Gotischen Giebelhauses abgeschlossen und seiner neuen Bestimmung übergeben. Seitdem beherbergt das Giebelhaus das Standesamt sowie den Sitzungssaal der Stadtvertretung der Hansestadt Anklam und Fraktionsräume der im Parlament vertretenen Parteien.

St. Marienkirche (10)

 

Die St. Marienkirche in Anklam gehört zu den schönsten gotischen Backsteinkirchen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Errichtung fand Mitte des 13. Jahrhunderts statt. Von diesem Bau sind Teile der geplanten Doppelturmanlage und des rechteckigen Chorraumes erhalten. 1296 wurde die St. Marienkirche erstmalig urkundlich erwähnt. Zum Ende des 15. Jahrhunderts folgte die Erweiterung des Chores zu einer 3-schiffigen Anlage, die Erhöhung des Gewölbes im Hauptchor, der Sakristeibau und die Kapellanbauten am Südschiff. In dieser Gestalt ist die Kirche bis heute erhalten. 1488 wird die St. Marienkirche zur Marienkapelle benannt. Bei der Belagerung 1676/77 durch die Brandenburger kam es zu Beschädigungen der Kirche, deren Wiederherstellung mit Hilfe des Kurfürsten gelang. 1778 und 1849 wurden die Dachreiter mit kleinen Glöckchen auf dem östlichem Dachreiter abgetragen. 1806 diente die Kirche als Heu- und Strohmagazin der Franzosen. 1814 wurde die neue Orgel eingeweiht, 1816 folgte eine Erneuerung der abgebrannten Turmspitze. Nach einem Brand erhöhte man 1887 die Turmspitze um fast 100 m. Zusätzlich erhielt die Kirche neue Glocken. Bei Innenrenovierungsarbeiten 1936 legte man gotische Fresken an Pfeilern und im Gewölbe aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts frei. 1943 erlitt die Kirche schwerste Beschädigungen durch Bombenangriffe. Wertvolle Gegenstände der Ausstattung wurden in das Schloss Schwerinsburg ausgelagert, die jedoch 1945 durch den Brand des Schlosses vernichtet wurden. 1947 erfolgte die Wiederherstellung des Turms mit Satteldach. Die Kirche erhielt einen Hochaltar mit Kruzifix und Flügeln, eine Apostelglocke (beides stammt aus der Kirche St. Nikolai) sowie zwei neue Glocken. 1962 erfolgte der Wiedereinbau des geretteten Hauptbildes des Hochaltars, der Marienfigur und der Einbau einer neuen Schuke-Orgel mit 2 Manualen und 30 Register. 1971 erhielt die Orgel ein neues Schuke-Positiv mit 5 Registern und angehängtem Pedal.

Postamt (11)

 

1878 wird das Post- und Telegrafenamt in das im Auftrag der kaiserlichen Postverwaltung errichtete Gebäude verlegt. 1894 kommt die erste Anklamer Stadtfernmeldeeinrichtung hinzu. Zunehmender Post- und Fernmeldeverkehr machen 1905 und 1925/1926 bauliche Erweiterungen erforderlich. 1955 erfolgt bei der Vergrößerung der Schalterhalle die Verlagerung des Haupteingangs. Das Gebäude wird noch bis 1997 als Postamt genutzt.

Luisen-Lyzeum (12) (Käthe-Kollwitz-Schule)

 

Das Gebäude wurde 1903-1905 als höhere Töchterschule errichtet. Auf Betreiben des Bürgermeisters und Musikliebhabers Hans Löwe erhielt das Lyzeum eine großzügige und einzigartige Musikaula, die seither für vielfältige kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Bauherr war der Graf von Schwerin. Im 2. Weltkrieg diente die Schule als Lazarett. Als eines der wenigen vom Krieg verschont gebliebenen Gebäude wurde es von 1945 - 1949 als Rathaus genutzt.

 

Das Steintor (13)

 

Seit Jahrhunderten bildet das Steintor das Wahrzeichen der Stadt Anklam. Bereits 1404 das erste Mal im Stadtbuch erwähnt, war es vermutlich das erste aus Steinen erbaute Stadttor Anklams. Es bildete lange Zeit den Eingang zur alten und einst mächtigen Hanse-Stadt Anklam. Dieses 32 m hohe Tor aus der Backsteingotik ist das einzig erhalten gebliebene von insgesamt 6 Stadttoren der mittelalterlichen Befestigungsanlage Anklams. Es wurde vermutlich schon um 1250 angelegt und war ursprünglich nur halb so hoch. Um 1450 stockte man es auf seine jetzige Höhe auf. Aussparungen im Mauerwerk im oberen Bereich sowie dessen schlichte Gestaltung lassen vermuten, dass es ursprünglich einen hölzernen Wehrgang besaß. Mit Aufkommen der Feuerwaffen veranlasste 1570 der Magistrat der Stadt den Bau eines Vortores. Im Dreißigjährigen Krieg 1634, wurden vor der Stadtmauer Raveline aufgeschüttet und mit Kanonen bestückt. Im Verlauf des Siebenjährigen Kriegs wurden 1759 alle Wehranlagen geschleift. Das verschont gebliebene Steintor wurde fortan bis um 1900 durch den Einbau massiver Zellen als Stadtgefängnis benutzt. Im dazugehörigen Hof, dem heutigen Museumsvorhof, fand 1853 die letzte Hinrichtung statt. Das nahezu 100 Jahre ungenutzte Torhaus wurde ab 1986 mit erheblichem denkmalpflegerischem Aufwand zum Museum ausgebaut. Nach nur 3 Jahren Bauzeit konnte das Gebäude in seiner architektonischen Schönheit und kulturhistorischen Bedeutung wieder in Besitz genommen werden 1989 öffnete das Heimat-Museum im Steintor erstmals für die Besucher seine Pforten. Neben der Heimatpflege und der ständigen Ausstellung zur Stadt- und Regionalgeschichte werden zahlreiche Sonderausstellungen der Kunst, Natur und Volkskunde den Besuchern angeboten. In den fünf Etagen des Steintores zeugen heute in den ständigen Ausstellungen Musealien aus der Ur- und Frühgeschichte, Slawenzeit, Hanse, Schweden- und Preußenzeit und jüngeren Geschichte 1933 - 1949, von der wechselvollen Geschichte der Stadt und Region. Vorträge, Ausstellungsgespräche und kleine Konzerte gehören ebenso zum Veranstaltungsprogramm wie museumspädagogische Angebote und thematische Sonderführungen. Über das ehemalige Wachhaus gelangt man in das Innere des Steintores. Der Turmaufstieg wird nach 111 Stufen mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt und das Peenetalmoor belohnt. Das Steintor zählt zu den schönsten Backsteintoren Norddeutschlands.

Cothenius-Schule (14)

 

Cothenius-Schule

Am 5. November 1827 wurde das Gebäude als „Allgemeine Stadtschule" eingeweiht. Noch bis Ende des 18. Jh. verlief an dieser Stelle die Stadtmauer. Ursprünglich besaß sie nach Knaben und Mädchen getrennte Eingänge. Zeitweise diente sie auch nur als Knabenschule. Die Schule ist benannt nach dem 1708 in Anklam geborenen Leibarzt Friedrich II. Christian Andreas Cothenius. Der Schriftsteller Uwe Johnson war 1940-1944 Schüler dieser Schule.

Mittelalterlicher Brunnen (15)

 

Der Brunnen wurde bei Straßenbauarbeiten 2001 wiederentdeckt und restauriert. Er diente noch um 1900 zur Trinkwasserversorgung. Die Tiefe beträgt 7 m, der Durchmesser 1,60 m.